Abbau Hängegerüst

Köln - 04. Oktober 2021


Abbau des Hängegerüsts am Nordturm des Kölner Domes

Am morgigen Dienstag, den 5. Oktober 2021, wird – so das Wetter mitspielt – das etwa 30 Meter hohe Hängegerüst, das in 105 Metern Höhe an der Nordwestecke des Nordturms des Kölner Domes hängt, mit einem Hydraulikkran der Firma Wasel GmbH Schwerlastlogistik Turmdrehkrane / Hagedorn Unternehmensgruppe abgenommen. Da die Domplatte aufgrund der Tiefgarage mit schweren Baufahrzeugen nicht zu befahren ist, wird der Kran im Lauf des heutigen Tags am Kardinal-Höffner-Platz vor KölnTourismus aufgebaut. Aufgrund der Kranarbeiten sind von heute, Montag den 5. Oktober, bis Donnerstag neben den bereits seit August gesperrten Bereichen unter dem Turmgerüst die Durchfahrt Burgmauer und Teile des Kardinal-Höffner-Platzes gesperrt. Morgen kommt es zudem zur Sperrung weiter Teile des Bereichs auf der Westseite des Domes und zeitweise auch der Trankgasse. Hiervon ist kurzzeitig auch die Ausfahrt der Tiefgarage am Dom betroffen. Am Mittwoch, den 6. Oktober, wird mithilfe des Krans und eines Fahrkorbs die Westfassade des Domes befahren, um nicht zugängliche Bereiche des Bauwerks im Rahmen des regelmäßigen Monitorings auf Schäden zu untersuchen und ggf. kleinere Sicherungsmaßnahmen vorzunehmen. Hierfür wird ebenfalls der gesamte Bereich vor der Westfassade abgesperrt. Dem Kraneinsatz sind in den vergangenen Wochen umfassende logistische Planungen vorrausgegangen. Der Rückbau des Hängegerüsts erfolgte in den Sommermonaten durch die Gerüstbauer der Dombauhütte. Dabei wurden bereits mehr als 20 Tonnen Material aus dem Gerüst ausgebaut. Inzwischen ist das aus leichten Aluminium-Elementen zusammengesetzte Gerüst bis auf die beiden großen seitlichen Gerüstpfeiler und die obere Plattform vollständig entkernt. Diese haben zusammen noch immer ein Gewicht von etwa zehn Tonnen. Da deren Abbau vor Ort einen unverhältnismäßig hohen zeitlichen und finanziellen Aufwand bedeuten würde, werden diese Teile des Gerüsts in drei Stücken vom Turm abgenommen. In ähnlicher Form ist dies bereits 2006 und 2013 bei den früheren Hängegerüsten vorgenommen worden. Nach der Abnahme wird das Gerüst auf den Roncalliplatz transportiert und dort im Laufe der kommenden Wochen von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Dombauhütte in seine Einzelteile zerlegt. Bei dem eingesetzten Kran handelt es sich um einen Liebherr LTM 1650-8.1, einen 700 Tonnen schweren Hydraulikkran der Firma Wasel. Er ist mit einem 45 Meter langen Hydraulikausleger, einer 87,5 Meter langen Wippspitze und 155 Tonnen Balast ausgestattet. Er erreicht eine maximale Seite 2 Höhe von etwa 124 Metern und eine Hakenhöhe von 117 Metern sowie eine maximale Ausladung von 66 Metern. Hintergrundinformationen Bei dem Gerüst, mit dessen Aufbau im März 2011 begonnen wurde, handelt es sich um das dritte Hängegerüst am Nordturm. Auslöser für den Beginn der Restaurierungsarbeiten war ein Steinschlag während eines schweren Sturmes am 24. November 1984. Damals war ein 3,25 Meter hohes Element einer Turm-Fiale aus etwa 100 Metern Höhe abgestürzt und hatte schwere Schäden an den Seitenschiffdächern verursacht. Anschließende Untersuchungen kamen zu dem Ergebnis, dass die Schadensursache in der Verwendung von Messing- und Eisenarmierungen während der Turmvollendung in den 1870er-Jahren lag. Während die Messing-Elemente oft gebrochen sind, führt die Oxidation des Eisens zu Rostsprengungen, die den ansonsten hervorragend erhaltenen Obernkirchener Sandstein zerstören. Die fraglichen Metallelemente finden sich an den vier gewaltigen, etwa 30 Meter hohen Fialaufbauten an den Ecken beider Türme und hier ausschließlich in einem Bereich zwischen 80 und 100 Metern Höhe. Teilweise wurden bereits tonnenschwere Aufbauten durch den Rost um mehre Millimeter angehoben. Die Versetzsteinmetzen der Dombauhütte müssen daher alle Anker und Dübel aus Messing und Eisen ausbauen und durch neue, nicht rostende Elemente aus Edelstahl ersetzen. Die Restaurierungsarbeiten an den Türmen begannen 1996 mit dem Aufbau des ersten Hängegerüsts an der Südwestecke des Nordturms; es hing bis 2006. Das zweite Gerüst befand sich von Frühjahr 2002 bis 2013 an der Südostecke des Turms. In den kommenden Jahren soll die Restaurierung der Nordostecke des Turms erfolgen. Das hierfür benötigte Hängegerüst wird frühestens 2023 aufgebaut, um im Jubiläumsjahr 2022, in dem sich die Weihe des Domchores zum 700ten Mal jährt, die Westfassade des weitgehend gerüstfrei zu halten. Zuvor werden die kriegsbeschädigten Fialen auf der Westseite des Helmumgangs in 100 Metern Höhe restauriert und ergänzt. Hierfür sind kleiner Gerüste notwendig. Neben der Erneuerung der Anker und Dübel wurden in den vergangenen Jahren am nordwestlichen Fialaufbau des Turms ausgewaschenen Fugen geschlossen sowie zahlreiche Sturm- und Kriegsschäden beseitigt. Hierzu wurden knapp 50 neue, teils sehr aufwändige Werkstücke wie Kreuzblumen, Krabben (Blattornamentik), Wimperg- (gotische Ziergiebel) und Fialenelemente unterschiedlicher Größen durch die Steinmetzinnen und Steinmetzen der Dombauhütte neu gefertigt. Oberstes Ziel war es dabei, so viel Originalsubstanz zu erhalten wie möglich und nur zerstörte Elemente zu erneuern. Daneben bedurften auch die vier monumentalen Engelfiguren, welche auf einer Höhe von etwa 75 Metern stehen, einer Restaurierung. In den 1870er-Jahren aus Savonnière-Kalkstein gefertigt, zeigten sie teilweise bedenkliche Verwitterungsspuren. Zwei Engel wurden durch originalgetreue Kopien ersetzt, die beiden anderen nach eingehenden Untersuchungen vor Ort gefestigt und gegen weitere Verwitterung geschützt. Die Restaurierungsarbeiten waren im Sommer 2020 abgeschlossen. Seite 3 Sowohl die Erneuerung der zerstörten Bauelemente als auch der Engel-Skulpturen wurde über ein Patenschaftsprogramm des Zentral-Dombau-Vereins finanziert. Allen Patinnen und Paten sei an dieser Stelle herzlich gedankt!