Köln - 17. November Kölner Zoo - Ch.Schütt/ Fotos: W. Scheurer
Besuch im Kölner Zoo: So geht’s den Tieren im Lockdown
Der Kölner Zoo ist einer der vielfältigsten in ganz Europa. Mehr als 10.000 Tiere aus rund 850 Arten leben hier. Seit Anfang November hat sich ihr gewohntes Zoo-Umfeld geändert. Die Besucher, die für in Zoos geborene Tiere zur Normalität gehören, fehlen aufgrund des neuerlichen Lockdowns. Bei einem Rundgang zu verschiedenen Tieren erklärten die Zoo-Verantwortlichen heute, ob es Änderungen im Verhalten von Ameisenbär, Zebra & Co. gibt – und, falls ja, wie sich diese äußern.
Bei den Erdmännchen beobachten die Biologen des Zoos verstärktes Ausschau halten der sogenannten „Wächter“. Immer ein Tier der Gruppe ist im Schichtdienst eingesetzt, um die Gruppe vor Angreifern aus der Luft oder vom Erdboden aus warnen zu können. Momentan halten oftmals gleich mehrere Tiere Ausschau – was der für die Erdmännchen aktuell ungewohnten Situation geschuldet sein kann.
Die vier Netzgiraffen sind „kleine" Promis im Zoo. Vor ihrer Anlage stehen in der Regel viele Gäste. Momentan scheint ihnen diese Aufmerksamkeit zu fehlen. Jedem der wenigen Menschen aus Tierpflege, Zoo-Gärtnerei oder Werkstatt, die momentan vorbeikommen, schauen sie länger nach und recken ihre Hälse – ein Verhalten, dass die Giraffen in dieser Form sonst nicht an den Tag legen.
Aufmerksame Beobachter sind auch die Kalifornischen Seelöwen. Die von Haus aus neugierig- verspielten Tiere belohnen jeden, der ihrer Anlage aktuell nahe kommt, mit spontanen Schwimmeinlagen und Bauchrutschern. Auch sie scheinen die Interaktion mit den Gästen zu vermissen. Der Zoo trainiert die Seelöwen in normalen Zeiten bei den täglichen Fütterungs-Shows vor den Augen der Besucher. Die Tierpfleger führen dieses Beschäftigungsprogramm auch nun, da der Zoo geschlossen ist, regelmäßig durch.
Das Konzipieren und Durchführen verhaltensgerechter Beschäftigungsprogramme zählt heute zu den Kernaufgaben moderner Zoos. Der Kölner Zoo legt darauf schon lange Wert. Die Beschäftigungsprogramme, auch Enrichment genannt, sind von Tierart zu Tierart unterschiedlich. Hier nur einige Beispiele von vielen:
Das Futter für die Amurtiger wird im Kölner Zoo in Säcken auf der Anlage versteckt, die die Tiere finden und öffnen müssen, oder an einem Futterbaum drapiert, den die Katzen erklimmen.
Bei Leoparden und Löwen werden Duftstoffe auf der Anlage verteilt, die die Jagdinstinkte schärfen.
Die Bären-Tierpfleger streichen regelmäßig Apfelmus und Nuss-NougatCreme in die Felspalten der Anlage, um die Riechsinne und Kletterkünste der Bären fit zu halten.
Bei den Elefanten steht jeden Morgen das sogenannte „Medical Training“ an. Dabei werden die Tiere zunächst in ihre Boxen geholt. Durch positive Verstärkung – ein Pfiff und Belohnung mit Futter – werden sie dann dazu gebracht, Fuß, Kopf, Ohr oder Hinterteil auf einen Bambusstab hin auszurichten. Auf diese Weise können die Zoo-Mitarbeiter die aufwendige Fußpflege durchführen, Blut abnehmen oder Salben und Infusionen verabreichen. Mit hoch aufgehängten Futtertonnen bringen die Pfleger die Elefanten z.B. außerdem dazu, den Rüssel über Kopf einzusetzen und damit zu kräftigen. Auf der Außenanlage werden regelmäßig Äpfel und Möhren im Sand versteckt, die die Dickhäuter erriechen und ertasten müssen.