Köln - 02. August 2024 Kölner Zoo
Zuwachs auf der Banteng-Anlage: Hirscheber neu im Kölner Zoo
Der Kölner Zoo freut sich, seinen neuesten Bewohner vorzustellen: den Sulawesi-Hirscheber (Babyrousa celebensis) namens Kopa. Diese faszinierende und gefährdete Tierart, die auf der Insel Sulawesi in Indonesien heimisch ist, bereichert ab sofort die zoologische Vielfalt unseres Zoos. Kopa, ein junger männlicher Hirscheber, wurde am 14. September 2021 im französischen Cerza geboren und hat nun sein neues Zuhause auf der Banteng-Anlage des Kölner Zoos gefunden.
Foto: M. Vogelfänger
Der Sulawesi-Hirscheber ist eine von drei Babirusa-Arten. Während die anderen Arten, der Molukken-Hirscheber und der Togian-Hirscheber, auf den Molukken-Inseln Buru und Sula sowie den Togian-Inseln vorkommen, lebt unsere Art ausschließlich auf Sulawesi. Mit einer Kopf-Rumpf-Länge von 88 bis 107 cm und einem Gewicht von bis zu 100 kg bei ausgewachsenen Tieren, ist Kopa ein beeindruckendes Exemplar seiner Art.
Besonders bemerkenswert sind die einzigartigen Hauer des Hirschebers: Die oberen Hauer wachsen nicht wie bei anderen Schweinen aus dem Maul heraus, sondern durchbrechen den Rüssel und biegen sich dann bogenförmig nach oben. Sie können eine Länge von bis zu 30 cm erreichen und in manchen Fällen sogar wieder in den Rüssel einwachsen. Die unteren Hauer wachsen seitlich am Rüssel vorbei nach oben. In der Wildnis brechen diese Hauer oft bei Kämpfen ab.
Ein weiteres faszinierendes Merkmal der Hirscheber ist, dass die Stellen, an denen die Hauer die Haut durchbrechen, niemals entzündliche Infektionen zeigen. Dies macht sie zu einem interessanten Forschungsobjekt für die Medizin.
Der Kölner Zoo arbeitet eng mit dem Zoo Nürnberg zusammen, der das Zuchtbuch für diese Art führt. Zudem unterstützt der Zoo die Initiative Action Indonesia, die sich für den Schutz gefährdeter indonesischer Tierarten einsetzt, finanziell und mit Expertise Action Indonesia ist eine weltweites Partnernetzwerk aus Zoos und NROs zum Schutz von Anoa, Banteng, Sumatra-Tigern und eben auch den Hirschebern. Ziel der Partnerschaft ist es, zur Erhaltung dieser Arten in situ beizutragen, um das Aussterben der Arten zu verhindern und genetisch und demografisch gesunde Ex-situ-Versicherungspopulationen zu erreichen, die zukünftige Optionen für die Wiederherstellung von Wildpopulationen bieten. Das Partnernetzwerk hat für die Hirscheber ein sogenannten globalen Arterhaltungsplan (Global Species Management Plan) erstellt. Im Rahmen des One-Plan-Approaches werden so Maßnahmen für den Schutz der Hirscheber sowohl in ihrem natürlichen Lebensraum als auch in menschlicher Obhut effektiv miteinander verknüpft.
Kopa wird auf der Banteng-Anlage leben, wo eigens ein neuer Stall für ihn gebaut wurde. Er soll mit den Bantengs und dem Prinz-Alfred-Hirsch vergesellschaftet werden. In naher Zukunft soll eine Hirscheber-Sau folgen, um hoffentlich bald Nachwuchs zu bekommen und zum globalen Arterhaltungsplan beizutragen. Hirscheber fressen Laub und herabgefallene Früchte und durchwühlen nicht wie heimische Wildschweine den Boden, was sie zu einer besonderen Bereicherung der Anlage macht.
Kölner Zoo Kuratorin Dr. Johanna Rode-White ist Vorsitzende der Wild Pig Specialist Group (WPSG). Die WPSG ist ein Netzwerk von Experten aus Wissenschaft und Naturschutz, das sich weltweit um bedrohte Schweinearten kümmert. Auch Wissenschaftler und Naturschützer mit Fokus auf Hirscheber sind Teil der WPSG. Die WPSG verantwortet unter anderem die Einstufung aller weltweiten Schweinearten in die rote Liste der Weltnaturschutzunion (IUCN) und unterstützt Schutzmaßnahmen für bedrohte Arten, wie den Sulawesi Hirscheber. Vom Kölner Zoo aus wird die WPSG in ihrer Arbeit außerdem durch das Anfang des Jahres gegründete Artenschutzzentrum (IUCN SSC Center for Species Survival) unterstützt. Alle Hirscheberarten werden von der Weltnaturschutzunion als bedroht oder stark gefährdet eingestuft. Ursache hierfür sind bislang insbesondere der Verlust des Lebensraumes und die Jagd. Eine potentiell neue Bedrohung, die afrikanische Schweinepest, könnte bereits in naher Zukunft fatale Folgen für Hirscheber auf Sulawesi, den Togian-Inseln oder den Molukken haben.
@ Kölner Zoo / J.Sander