Köln - 03. August 2022
MIDISGAE der Ausstellung "Kunst trotz(t) Ausgrenzung"
Am 5.08. um 19:30 Uhr gibt es in der Lutherkirche im Kölner Süden Kunst von den Kunststars Katharina Sieverding und David LaChapelle zu erleben. Und von Pfarrer Hans Mörtter, Cornel Wachter und Timo Belger den "Böll-Spiegel".
„Tausende Flüchtlinge ertrinken jedes Jahr im Mittelmeer. Das ist ein unerträglicher Zustand", beklagte Pfarrer Hans Mörtter an Weihnachten 2011 und tat sich mit Künstler Cornel Wachter und dem Kommunikationsdesigner Timo Belger zusammen. Die Drei erdachten eine Aktion, um dieses Thema ins Bewusstsein der Menschen zu bringen.
Es wurde ein Auflagenobjekt - ein Handspiegel - der an die Gemeindemitglieder verschenkt wurde, mit der Bitte, den Inhalt des Kunstwerks im Familien-, Freundes- und Bekanntenkreis zu besprechen.
Für die Rückseite des Spiegels hat Timo Belger eine trügerische Postkartenidylle entworfen: Auf herrlich blauem Meer schwimmt ein Flüchtlingsboot. Auf der anderen Seite kann/muss man sich selbst im Spiegel sehen, sagt Cornel Wachter.
Vordergründig angebracht wurde ein Zitat von Heinrich Böll:
„…der vom Ertrinken bedroht ist, den frage nicht nach seiner politischen Einstellung, auch nicht nach seiner sozialen Herkunft. Ich denke wir sollten wirklich zurückgehen auf das Ur-Motiv der Lebensrettung“.
Jedoch: Der Betrachter sieht auch hinter die Buchstaben. Die Transparenz bewirkt eine Einswerdung und verlangt nach Stellungnahme, nach Haltung.
Nun haben Mörtter, Wachter und Belger nach den originalgroßen Handspiegeln mit der Schreinerei Lohre in Köln-Zollstock, dem Spiegelhaus Krech und der Firma Logo-Text in Köln Rath einen Spiegel auf die Größe von 2 Metern gebracht. Ein Objekt wie aus der Welt der Alice im Wunderland und durch die Vergrößerung á la Klaas Oldenburg auch verstörend.
Die Unschärfe wahrt die Anonymität der Flüchtenden und damit die Würde. Es zeigt einen Moment der schicksalhaften Gefahren, aber es handelt nicht von Einzelnen, sondern von allen, von Jedem, der sich aufmacht auf eine Reise mit ungewissem Ende.
(c) Cornel Wachter