Köln - 04. April 2019
PRESSEMITTEILUNG
Jungtiere bei den Tigergeckos:
Kölner Zoo engagiert sich für den Erhalt dieser hochbedrohten Echsenart
Das Aquarium im Kölner Zoo präsentierte Tigergecko-Jungtier Nr. Acht. Diese wunderschön gezeichneten und hochbedrohten Echsen stammen ursprünglich aus Vietnam und China. Die Experten des Kölner Zoos engagieren sich auf vielfältige Weise für den Erhalt des Tigergeckos. Sie führen u.a. Studien zu Gefährdungsgründen und Tierhandel durch und bauen aktuell Erhaltungszuchten im Zoo und in Vietnam auf.
Studie des Vietnam-Teams des Kölner Zoos dokumentiert Bedrohung von Tigergeckos durch Abfang für den Tierhandel
Kölner Zoo engagiert sich mit dem Aufbau von Erhaltungszuchten im Zoo und in Vietnam
Zoo trägt zusätzlich mit Partnern dazu bei, dass bedrohte Tigergeckos bei der nächsten Vertragsstaatenkonferenz auf eine Aufnahme in das Washingtoner Artenschutzübereinkommen geprüft werden
Der Kölner Zoo macht sich auf vielfältige Weise für den Erhalt der hochbedrohten Tigergeckos stark. Bereits vor 1,5 Jahren gelang im Kölner Zoo erstmals die Nachzucht der bedrohten Chinesischen Tigergeckos (Goniurosaurus luii). Zur ersten Eiablage kam es im Juli 2017 und im gleichen Monat schlüpften die ersten zwei Jungtiere. Die Inkubationszeit, also die Dauer, die die gelegten Eier zum Schlupf der Junggeckos brauchen, dauert in der Regel ca. 2 Monate. Die Jungtiere sind mit knapp 9 cm beim Schlupf bereits relativ groß. Sie unterscheiden sich von den erwachsenen Geckos durch eine Zeichnung aus auffälligen gelblichen Querbändern auf dunklem Grund. Mit zunehmendem Alter wird die Grundfärbung heller und zu den gelben Querbändern kommt ein dichtes Flecken- und Punktemuster hinzu.
Wissenschaftler unterscheiden derzeit 19 Tigergecko-Arten der Gattung Goniurosaurus. Es handelt sich um nachtaktive Boden- und Felsbewohner, die eine versteckte Lebensweise führen. Aufgrund ihrer auffälligen bunten Färbung, markanten Augenfarben und einer handlichen Größe von über 20 cm sind sie weltweit bei Terrarienhaltern beliebt.
Der Chinesische Tigergecko (Goniurosaurus luii) wurde erst 1999 entdeckt und anschließend wissenschaftlich beschrieben. Aufgrund der Forschungs- und Naturschutzaktivitäten des Kölner Zoos in Vietnam konnte der ursprünglich in China entdeckte Chinesische Tigergecko (Goniurosaurus luii) 2006 auch erstmals für Vietnam nachgewiesen werden. Die nur in China und Vietnam vorkommenden, attraktiv gestreiften Echsen sind in der Natur durch Lebensraumverlust und Abfang für den internationalen Tierhandel bedroht. Kurz nach der Entdeckung in China kam es traurigerweise bereits zur Ausrottung dieser Art durch unkontrolliertes Absammeln an der Stelle, wo die ersten chinesischen Tiere entdeckt wurden. Dies führte dazu, dass Wissenschaftler fortan bei der Publikation ihrer Entdeckungen keine präzisen Fundortangaben mehr preisgeben, um einer solchen Übernutzung für den Tierhandel entgegenzuwirken.
Der Kölner Zoo will darauf hinweisen, dass es wichtig und möglich ist, bedrohte Arten besser zu schützen und langfristig zu erhalten.
Derzeit schreibt Hai Ngoc Ngo vom Vietnam National Museum of Nature (VNMN) in Hanoi im Rahmen der deutsch-vietnamesischen wissenschaftlichen Arbeitsgruppe des Kölner Zoos unter Betreuung von Zookurator Prof. Dr. Thomas Ziegler seine Doktorarbeit über die fünf in Vietnam vorkommenden Tigergecko-Arten. Er untersucht u.a. ihre Populationsgröße und ihre Bedrohungen z.B. durch Lebensraumverlust und Abfang für den Tierhandel. Damit schafft er eine wichtige Grundlage für verbesserte zukünftige Schutzkonzepte. Die Promotion an der Universität zu Köln wird durch den Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) und den Kölner Zoo finanziert.
Obwohl Tigergeckos mindestens seit den 90er Jahren im Heimtierhandel auftauchen, ist erst weniger als die Hälfte der bisher bekannten Arten in der weltweiten Roten Liste der Weltnaturschutzunion (IUCN) aufgeführt, die den Gefährdungsgrad verschiedener Arten weltweit bewertet. Drei Tigergecko-Arten aus Vietnam sind nun aufgrund der Forschungen und des Einsatzes von Mitarbeitern des Kölner Zoos in Zusammenarbeit mit ihren Kooperationspartnern in Vietnam Arten auf der Roten Liste der IUCN aufgenommen und als gefährdet bzw. vom Aussterben bedroht eingestuft.
In einer aktuellen Studie konnten wir aufzeigen, dass alle in Vietnam vorkommenden Tigergecko-Arten international gehandelt werden. Auf lokalen Märkten und bei Händlern in Vietnam werden Wildfangtiere regelmäßig für wenige US-Dollar angeboten. Untersuchungen der Handelswege zeigten, dass die Tiere auf langen Wegen unter meist sehr schlechten Bedingungen über Zwischenstationen in Thailand oder Indonesien letztlich in Europa, den USA oder Japan landen, wo sie je nach Art für verhältnismäßig hohe Preise zwischen 40 und 2.000 US-Dollar im Liebhaber-Tierhandel angeboten werden. Auch Online-Plattformen und soziale Medien spielen beim Tiger-Geckohandel mittlerweile eine bedeutende Rolle.
Im Fokus der Studie stand der erst vor kurzem, auch durch Wissenschaftler des Kölner Zoos entdeckte Cat Ba-Tigergecko (Goniurosaurus catbaensis), den es nur auf wenigen kleinen Inseln im Chinesischen Meer gibt. Hai Ngoc Ngo konnte im Rahmen seiner Populationsuntersuchungen nachweisen, dass die natürlichen Populationen aus nur wenigen Individuen bestehen (nicht einmal 200). An Stellen, wo der Einfluss des Menschen bereits bemerkbar war (u.a. Tourismus, Habitatzerstörung) konnten teilweise nur zwei bis zehn Tiere pro Fundort nachgewiesen werden.
Die aktuelle Studie, an der auch Dr. Mona van Schingen vom Bundesamt für Naturschutz beteiligt war, zeigt auf, dass mehr für den Schutz der Tigergeckos getan werden muss. Ob nun vollständiges Bewerten aller Arten für die Rote Liste der IUCN, die Aufnahme in die Listen des Washingtoner Artenschutzübereinkommens, oder ex situ Maßnahmen, wofür sich der Kölner Zoo bereits seit Jahren stark macht – also den Aufbau von Erhaltungszuchten im Ursprungsland und außerhalb, wie im Aquarium des Kölner Zoos.
Auch erscheint die Studie gerade rechtzeitig vor der, von Mai bis Juni 2019 stattfindenden, 18. Vertragsstaatenkonferenz (CoP18) des Washingtoner Artenschutzübereinkommens (CITES) in Colombo, Sri Lanka. Dort beraten die Mitgliedsstaaten u.a. über die Aufnahme neuer Arten in das Handelsübereinkommen. Die Aufnahme einer Art in die Anhänge ermöglicht eine internationale Regulierung und Kontrolle des Handels.
So wurde die Aufnahme aller Tigergecko-Arten aus Vietnam und China in den Anhang II von CITES in einem gemeinsam von der Europäischen Union, China und Vietnam verfassten Antrag für die kommende CoP18 vorgeschlagen. Zu diesem Antrag haben die Freilandforschungen und Handelsanalysen der deutsch-vietnamesischen Arbeitsgruppe des Kölner Zoos maßgeblich beigetragen, gefördert mit Mitteln des Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) und fachlich begleitet durch das Bundesamt für Naturschutz (BfN).
Fotos: G.Weiden