Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir hat heute Eckpunkte für eine verpflichtende staatliche Tierhaltungskennzeichnung vorgestellt.
Der WWF Deutschland begrüßt diesen Schritt, vermisst aber Anreize für ein höheres Tierwohlniveau und eine Pflicht, die Vorgaben auch zu kontrollieren. Dr. Rolf Sommer, Fachbereichsleiter Landwirtschaft des WWF, sagte:
„Die Vorhaben des Bundeslandwirtschaftsministers versprechen mehr Transparenz für Verbraucherinnen und Verbraucher. Sie werden dadurch in die Lage versetzt, einfacher bewusste Kaufentscheidungen zu treffen. Das nutzt dem Tierwohl.
Auch dass Landwirtinnen und Landwirte besser finanziell unterstützt werden sollen, um die Haltung in ihren Ställen im Sinne des Tierwohls zu verbessern, ist positiv zu bewerten. Die Nutztierhaltung steht vor großen Umbrüchen. Um sie zu meistern, bedarf sie staatlicher Hilfestellung.
Tierwohllabel versprechen mehr Transparenz
Köln - 07. Juni 2022
Gut ist auch, dass Lebensmittel tierischer Herkunft aus Bio-Haltung gesondert gekennzeichnet werden sollen. Die Biolandwirtschaft, die ökologische Kreislaufsysteme fördert, ist anders einzuordnen als die konventionelle Tierhaltung mit Auslauf. Beispielsweise ist bei der Erzeugung von Bio-Lebensmitteln die Fütterung der Tiere mit gentechnisch verändertem Futter nicht zugelassen.
Kritisch sehen wir, dass die Eckpunkte kaum Anreize für die Beendigung niedriger Qualitätsstufen bei der Herstellung tierischer Lebensmittel setzten. Bislang ist keine Auslaufphase für die ersten beiden Haltungsstufen geplant. Hier wäre es in der Tat angebrachter gewesen, von einer Bewertung von Tierunwohl zu sprechen.
Verbesserung hin zu merklich mehr Tierwohl sind dringend notwendig. Ein Label darf nicht dazu führen, dass diese Anstrengungen verschleppt werden. Darüber hinaus muss das Label zügig auch alle anderen Nutztiere mit einbeziehen. Was uns fehlt, ist zudem die Verpflichtung regelmäßiger, mindestens jährlicher, Kontrollen, bei denen die Einhaltung der jeweils angegebenen Haltungsstufen vor Ort überprüft werden.“
@ WWF Deutschland