Versetzarbeiten im Bereich vor dem Nordturm des Domes

Köln - 19. Juli 2024                                                                               Dombauhütte


Absperrungen aufgrund von Gerüstund Versetzarbeiten im Bereich vor dem Nordturm des Domes 

In den Wochen ab dem 22. Juli 2024 wird im Bereich des Nordturms werktags jeweils zwischen 7:00 und 16:00 Uhr die Domplatte für Passanten gesperrt. Aufgrund der Engstelle am Turm ist dann ein unmittelbarer Übergang vom Norden der Domplatte (Treppe vom Bahnhof) in den Westen der Domplatte nicht möglich. Der Fußgängerverkehr wird über die tiefer liegende Trankgasse umgeleitet. Abends und am Wochenende wird die Sperrung aufgehoben. 


Grund der Absperrung ist der Abbau der am Turmhelm angebrachten Schwerlastketten des bereits am 7. Oktober 2021 abgenommenen Hängegerüsts an der Nord-Westecke des Turms sowie Gerüst- und Versetzarbeiten zur Rekonstruktion teilzerstörter Fialaufbauten am Helmansatz. Die Arbeiten werden bis Anfang November dauern. In den kommenden Jahren wird es aufgrund der nicht zuletzt auch für die Verkehrssicherheit dringend erforderlichen Restaurierungsarbeiten am Nordturm wiederholt zu Sperrungen in diesem Bereich kommen. 


Hintergrundinformationen zu den Arbeiten 

Das 2021 abgenommene, 30 Meter hohe Hängegerüst war mit Schwerlastketten am Turmhelm befestigt und lehnte sich ansonsten nur an das Mauerwerk des Turms an. Um die Last möglichst gleichmäßig auf den Helm zu verteilen, sind die Ketten, die nun abgebaut werden, nicht unmittelbar im Maßwerk des Helms verankert, sondern an einer Tragkonstruktion. Diese besteht im Wesentlichen aus einer auf dem Helm liegenden Gerüstauflage, die ihrerseits mit einer zweiten Gerüstauflage auf der gegenüberliegenden Helmseite verspannt ist. Die Tragkonstruktion selbst wird voraussichtlich 2025/26 umgebaut, um den Aufbau des inzwischen vierten Hängegerüstes am Turm vorzubereiten. Dieses wird anschließend an der Nordostecke des Turms errichtet. 


Wie bereits das Vorgängergerüst wird auch das neue Hängegerüst mit Schwerlastketten an einer Tragkonstruktion am Turmhelm aufgehängt. Zunächst werden die obere und dann die untere Gerüstlage errichtet. Zwischen beiden Ebenen kann anschließend ein Schutznetz eingerichtet werden. Der weitere Ausbau des Gerüstes und die Restaurierungsarbeiten auf dem Gerüst können dann ohne eine Sperrung der darunterliegenden Bereiche durchgeführt werden. Ähnlich waren die Gerüstbauer der Dombauhütte bereits beim Aufbau des Hängegerüstes an der Nordwestecke des Turmes in den Jahren 2011/12 vorgegangen. 


Auslöser für den Beginn der Restaurierungsarbeiten an den Türmen war ein Steinschlag während eines schweren Sturmes am 24. November 1984. Damals war ein 3,25 Meter hohes Element einer Turmfiale aus etwa 100 Metern Höhe abgestürzt und hatte schwere Schäden an den Seitenschiffdächern verursacht. Anschließende Untersuchungen kamen zu dem Ergebnis, dass die Schadensursache in der Verwendung von Messing- und Eisenarmierungen während der Turmvollendung in den 1870er-Jahren liegt. Während die Messingelemente oft gebrochen sind, führt die Oxidation des Eisens zu Rostsprengungen, die den ansonsten hervorragend erhaltenen Obernkirchener Sandstein zerstören. Die fraglichen Metallelemente finden sich an den insgesamt acht gewaltigen, etwa 30 Meter hohen Fialaufbauten an den Ecken beider Türme und hier ausschließlich in einem Bereich zwischen 80 und 100 Metern Höhe. Teilweise wurden bereits tonnenschwere Aufbauten durch den Rost um mehre Millimeter angehoben. Da aufgrund dieser Situation weitere Steinabstürze nicht auszuschließen sind, wird die Domplatte unterhalb der Türme seit Jahrzehnten bei Sturm abgesperrt. 


Um die Gefahr vor Steinschlag in Zukunft zu minimieren und die Verkehrssicherheit auf der darunterliegenden Domplatte zu gewährleisten sind die Restaurierungsarbeiten an den Türmen dringend erforderlich. Sie gestalten sich äußerst aufwändig und langwierig, da die Versetzsteinmetzen der Dombauhütte alle Anker und Dübel aus Messing und Eisen ausbauen und durch neue, nicht rostende Elemente aus Edelstahl ersetzen müssen. Dazu müssen zunächst große Teile der Aufbauten abgebaut werden. Daneben bedürfen auch die insgesamt 32 monumentalen Engelfiguren, welche auf einer Höhe von etwa 75 Metern die beiden Türme umstehen, einer Restaurierung. In den 1870er-Jahren aus Savonnières-Kalkstein gefertigt, zeigen sie teilweise bedenkliche Verwitterungsspuren. Je nach Erhaltungszustand werden sie durch originalgetreue Kopien ersetzt oder nach eingehenden Untersuchungen vor Ort gefestigt und gegen weitere Verwitterung geschützt. Ferner werden die Gerüste genutzt, um ausgewaschene Fugen zu schließen sowie die zahlreichen Sturm- und Kriegsschäden an den Türmen zu beseitigen. Die Arbeiten begannen 1996 mit dem Aufbau des ersten Hängegerüsts an der Südwestecke des Nordturms; es hing bis 2006. Das zweite Gerüst befand sich von Frühjahr 2002 bis 2013 an der Südostecke des Turms, das dritte zwischen 2011 und 2021 an der Nordwestecke. 


Bevor das neue Hängegerüst an der Nordostecke aufgebaut werden kann, müssen aus baustellenlogistischen Gründen zunächst drei teilzerstörte Fialaufbauten auf der West- und Nordseite des Helmumgangs in 105 Metern Höhe wiederhergestellt werden, die für die Silhouette der Türme eine ganz wesentliche Bedeutung haben. Im Zweiten Weltkrieg wurden die oberen Partien zerstört oder soweit beschädigt, dass sie in den folgenden Jahren bei Stürmen abstürzten. Da eine Ergänzung vom Hängegerüst aus nicht möglich war, sollen sie nun von eigenen kleinen Gerüsten aus ergänzt werden. Die zerstörten Elemente wurden bereits in den vergangenen Jahren von den Mitarbeitern der Dombauhütte in den originalen Formen rekonstruiert. Die beiden westlichen Fialaufbauten werden in den kommenden Monaten ergänzt, der dann noch fehlende Aufbau der Nordseite voraussichtlich im kommenden Jahr. Die Rekonstruktion wurde durch ein Patenprogramm des Zentral-Dombau-Vereins finanziert. Dem Verein und den Paten gebührt unser Dank. 


(c) Mathias Deml